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Dolomiten am Limit des Wohnmobiltourismus

veröffentlicht am 25.10.2025

Mit dem Wohnmobil in die Dolomiten zu reisen bedeutet spektakuläre Ausblicke, enge Passstraßen und unvergessliche Naturerlebnisse. Doch diese Art des Reisens sorgt zunehmend für Diskussionen. Immer mehr Gemeinden im Trentino und in Südtirol wollen wildes Übernachten eindämmen und den Verkehr auf den Alpenpässen besser steuern.

  • In den Dolomiten wächst der Druck durch den zunehmenden Wohnmobiltourismus und überfüllte Passstraßen.
  • Neue Regeln und begrenzte Standzeiten sollen Natur, Gemeinden und Infrastruktur entlasten.
  • Wer bewusst reist, offizielle Stellplätze nutzt und Rücksicht nimmt, erlebt die Dolomiten von ihrer besten Seite.

Hintergrund sind überfüllte Parkplätze, fehlende Entsorgungsmöglichkeiten und zunehmende Belastungen sensibler Bergregionen, die in den Sommermonaten ohnehin stark frequentiert sind.

Wenn der Bergparkplatz zum Campingplatz wird

An beliebten Pässen wie Sella, Pordoi oder Falzarego stehen in der Hochsaison zahlreiche Fahrzeuge dicht an dicht. Viele Reisende bleiben über Nacht, manche schlagen Stühle auf oder kochen im Freien. Aus einfachen Parkflächen werden temporäre Campingzonen. Laut einem Bericht des Senders RAI TGR Trento (August 2025) gibt es allein in der Val di Fassa 2.389 Parkstände entlang der Passstraßen, die sich an Sommerabenden häufig zu inoffiziellen Campingflächen verwandeln.

Der Landtag der Provinz Trient hat darauf reagiert und im Oktober 2025 einstimmig eine zeitliche Begrenzung des Parkens mit Parkscheibe („disco orario“) an Dolomitenpässen beschlossen. Über die Maßnahme berichteten unter anderem das regionale Nachrichtenportal Il Dolomiti und t-online.de. Kontrollorgane sollen künftig stärker präsent sein, um illegales Campen zu verhindern und die Nutzung der Passstraßen besser zu steuern.

Zwischen Naturschutz und touristischem Druck

Die Diskussion reicht weit über Parkplatzfragen hinaus. In einer Region, die vom Tourismus lebt und zugleich empfindliche Hochgebirgslandschaften schützen muss, wächst der Konflikt zwischen Naturerhalt und Besucherdruck. Während Hotels und Campingplätze geregelte Abläufe bieten, fehlen vielerorts offizielle Stellflächen für den wachsenden Individualtourismus.

Einige Gemeinden wie Wolkenstein in Gröden haben bereits eigene Verordnungen erlassen, die das Übernachten in Fahrzeugen im gesamten Gemeindegebiet untersagen. Nach Recherchen von auto-motor-und-sport.de und camperstyle.com drohen bei Verstößen Bußgelder und Abschleppen innerhalb von 30 Minuten. Andere Gemeinden prüfen ähnliche Maßnahmen oder setzen auf strengere Kontrollen.

Parallel gilt in offiziellen Camper-Zonen der Provinz Trient bereits eine 48-Stunden-Grenze, längeres Verweilen wird als unerlaubtes Campen gewertet (Provinz Trient – Serviceseite).

Eine Region am Limit

Südtirol verzeichnete 2024 laut dem Landesinstitut ASTAT rund 37,1 Millionen Übernachtungen, davon etwa 2 Millionen auf Camping- und Stellplätzen (SWZ Wirtschaftszeitung 2025). Mit rund 69 Übernachtungen pro Einwohner gehört die Region zu den touristisch am stärksten frequentierten Gebieten Europas (Südtirol News). Der Druck auf Infrastruktur, Verkehr und Umwelt wächst – und mit ihm die Notwendigkeit, Regeln klar zu definieren.

Die Dolomiten stehen damit exemplarisch für viele Alpenregionen, die Wege suchen, den Andrang mobiler Reisender zu bewältigen. Wer die Berge mit dem Camper entdecken möchte, sollte künftig besser planen, Stellplätze rechtzeitig buchen und sich über lokale Vorschriften informieren. Denn der Erhalt dieser Landschaft gelingt nur, wenn Reisefreiheit und Schutzräume im Gleichgewicht bleiben.

Bewusst reisen und die Dolomiten erleben

Trotz der neuen Regeln bleibt das Reisen mit dem Wohnmobil in den Dolomiten eine der eindrucksvollsten Möglichkeiten, die Alpen zu entdecken. Wer sich vorbereitet, auf offiziellen Routen bleibt und verantwortungsvoll handelt, erlebt die Bergwelt authentisch und entspannt. Bei der Auswahl eines geeigneten Fahrzeugs hilft die ADAC Wohnmobilvermietung, über die Reisende ihr Wohnmobil sowohl in Deutschland als auch direkt in Italien mieten können. So lässt sich die Tour flexibel planen – vom Start zu Hause bis zur spontanen Übernahme vor Ort.

Empfohlene Routen und Stellplätze

Eine besonders reizvolle Strecke führt über das Fassatal nach Canazei und weiter über den Pordoipass zum Grödner Joch. Diese Route verbindet spektakuläre Ausblicke auf den Sellastock mit gut ausgebauten Straßen und zahlreichen Einkehrmöglichkeiten. Alternativ bietet sich die Fahrt durch das Pustertal nach Toblach und weiter nach Cortina d’Ampezzo an, wo mehrere ganzjährig geöffnete Campingplätze zur Verfügung stehen.

Offizielle Stell- und Campingplätze gibt es unter anderem in Canazei, Wolkenstein, Cortina d’Ampezzo, Toblach und St. Kassian. Viele dieser Anlagen verfügen über moderne Ver- und Entsorgungsstationen, Stromanschlüsse und sanitäre Einrichtungen. Eine gute Übersicht bieten die Portale Camping Südtirol und Dolomiti Camping, die regelmäßig aktualisierte Informationen zu Öffnungszeiten und Ausstattung bereitstellen.

Verhaltenstipps für nachhaltiges Reisen

Die Dolomiten sind ein empfindlicher Naturraum, der Achtsamkeit verlangt. Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, sollte Abfälle ausschließlich an den vorgesehenen Sammelstellen entsorgen und Grauwasser oder Chemietoiletten nur an offiziellen Entsorgungsstationen leeren. Offenes Ablassen in der Natur ist verboten und schadet dem sensiblen Ökosystem.

Auch kleine Gesten machen einen Unterschied: Das Kaufen regionaler Produkte wie Käse, Brot, Speck oder Wein stärkt die lokale Wirtschaft und fördert nachhaltigen Tourismus. Ebenso wichtig ist, Lärm zu vermeiden, keine Campingmöbel außerhalb offizieller Plätze aufzustellen und sich an Ruhezeiten zu halten.

Mit einer guten Reisevorbereitung, einem passenden Fahrzeug und einem respektvollen Umgang mit der Umgebung lassen sich die Dolomiten auf verantwortungsvolle Weise erleben. Wer bewusst reist, trägt dazu bei, dass diese einzigartige Bergwelt ihre Schönheit und Ruhe auch in Zukunft bewahrt.